Sowas hat man lange nicht gesehn

Was für ein geiles Spiel! So etwas hat man im Stadion lange nicht mehr erlebt. Eine Mannschaft voller Einsatz, unbändigem Siegeswillen, Entschlossenheit und Leidenschaft. Aber weil es so schön war, fangen wir am besten von vorne an.

Das von den Medien oft als kleines „Berlin-Brandenburg-Derby“ hochgepuschte Spiel gegen den 1.FC Union stand auf dem Plan und die sportlichen Vorzeichen versprachen eine spannende Partie. Der Gewinner darf nochmal Richtung Relegationsplatz schielen, für den Verlierer hat sich dieses Thema wohl erledigt. Folglich stand eine Niederlage nicht zur Debatte.
Um unseren Teil dazu beizutragen, bereiteten wir eine Choreographie vor. Zwei rote Folienbahnen grenzten eine gelbe Fläche aus Pappen ab, auf der das Logo der BSG thronte. Im Vordergrund stand eine Influenzmaschine, welche einen Blitz erzeugte. Abgerundet wurde das Ganze von einem Spruchband mit der Aufschrift: „Und wenn der Funke überspringt – Ihr jedes Spiel für uns gewinnt“. Dieses konnte ruhig wörtlich genommen werden, einen schlechten Support durften wir uns heute nicht leisten, wollten wir unsere Jungs beflügeln.

Dies schien auch allen bewusst zu sein. So war die Stimmung zu Beginn erstaunlich gut. Die Beteiligung war diesmal überdurchschnittlich und die Gesänge wurden auch recht laut und leidenschaftlich Richtung Spielfeld geschleudert. Da ließ sich die Mannschaft nicht lange bitten und versenkte den Ball zum 1:0 im Gäste-Kasten. Daniel Adlung vollendete mit einem schönen Linksschuss und ließ auf den Rängen überschwänglichen Jubel ausbrechen. So muss es sein. Die Gesänge wurden nun natürlich noch lauter. Einige Lieder konnten sogar über einen längeren Zeitraum gehalten werden, was in dieser Form in dieser Saison nur selten zu  erleben war. Es war fast zu schön um wahr zu sein, doch auf einmal ertönte ein Pfiff des Schiedsrichters. Nach einem katastrophalen Abschlag von Kirschbaum in die Beine des Gegners gelangte der Ball in den Strafraum. Bittroff stellte sich einmal mehr ungeschickt an und zog die Notbremse. Schockzustand im Cottbuser Fanblock. Da zückt der Typ doch glatt die rote Karte. Keiner wollte es wahr haben. Unter einem tosenden Pfeifkonzert schritt Mattuschka zum Elfmeterpunkt und verwandelte. Wut und Entsetzen sah man in den Gesichtern der rot-weißen Anhängerschar. Wut, die sich weniger gegen Mattuschka, als gegen den Schiedsrichter und die eigene Dussligkeit richtete. Die ganze Zeit war man spielbestimmend und nun gab man alles auf eine so unnötige Art und Weise aus der Hand. Manch einer begann bereits zu resignieren. Zu oft war man nach solchen Wendepunkten eingebrochen. Zunächst jedoch ging es mit einem 1:1 in die Pause.

Zum Wiederanpfiff präsentierten wir ein Spruchband, welches wir den Berliner Fans widmeten. „Eisern bleiben – WS, KH, TSK“ – lautete die Aufschrift, welche sich nach den Vorkommnissen beim Berliner Gastauftritt in Köln und deren Folgen sicher selbst erklärt. Lasst euch nicht unterkriegen!
Der Anfang der zweiten Hälfte erfüllte die befürchteten Erwartungen. Die bis dato gute Stimmung war im Keller und die Eisernen aus Berlin machten nun Druck. Alles sah nach einer Niederlage aus. Doch nach einigen Minuten entwickelte sich eine Art „Jetzt erst recht!“-Mentalität in den Cottbuser Reihen. Wenn wir von den Jungs auf dem Platz erwarten, dass sie sich nicht aufgeben, dann dürfen wir es auch nicht tun. Und so gab man was man konnte und wurde für die Mühen belohnt. Sanogo staubte einen Lattenschuss von Kruska ab und erzielte das 2:1. In diesem Moment brach die völlige Ekstase aus. Ein Augenblick voller überschäumender Emotionen. Unglaublich. In Unterzahl zurückgekommen. Doch noch war das Spiel nicht vorbei. Der I-Block zeigte seine, meiner Meinung nach, beste Saisonleistung und holte alles aus sich raus. Sämtlicher Frust der letzten Wochen wurde nur so herausgeschrien. Und schließlich war es so weit. Der lang ersehnte Abpfiff ertönte. Man lag sich in den Armen, der Jubel kannte keine Grenzen. Mannschaft und Fans bildeten ein Kollektiv, puschten sich immer wieder gegenseitig, und holten alles aus dem anderen raus. Kein Team aus 11 Mann, nein ein Team aus Spielern und Fans. Diesen Einsatz wünscht man sich zu jedem Spiel, wobei ich auf die Dramatik ab und an auch gerne verzichten würde.

Natürlich sollen an dieser Stelle auch ein paar Worte zum Gästeanhang aus Berlin verloren werden. Dieser reiste gewohnt in großer Schar an, nahm neben dem Gästebereich auch den U3 für sich in Anspruch und brachte auch einen recht guten Support. Gut, aber nicht sehr gut – man war schon bessere Auftritte gewohnt.

Völlig zufrieden und auch etwas erschöpft verließ man nach der Feierei mit der Mannschaft den Block. Die Chance auf Platz 3 ist gewahrt. Der nächste Schritt in diese Richtung erwartet uns am Freitag in Duisburg. Also auf geht’s in die Ferne, um unsere glorreiche BSG zum Sieg zu brüllen. Wir sehen uns im Gästeblock.