Stell dir vor es ist Pokalfinal-Tag und du stehst in Cottbus – abfahrtbereit nach Berlin! Traumhaft und geschichtsträchtig! Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte schickt sich unser geliebter FC Energie an, einen nationalen Titel in die Lausitz zu holen. Nach unserer A-Jugend 1996 (6:1-Niederlage gegen Heilbronn) und den auf ewig unvergessenen 97er-Legenden, sollten also dieses Mal erneut unsere U19 die Helden sein – Finale im DFB-Junioren-Vereinspokal! Ruhmreich wurde sich dieser große Tag erkämpft, wohl dem der da nicht erst zum Endspiel auf den Zug aufgesprungen ist. Angefangen mit dem famosen 5:1-Kantersieg über den Bundesligisten Eintracht Frankfurt fand das Pokal-Spektakel schließlich im mit allem Drum und Dran ja fast schon legendären Halbfinal-Triumpf seinen vorläufigen Höhepunkt. Ein an Dramatik kaum zu überbietender Spielverlauf gekrönt vom siegreichen Elferschießen mit anschließendem edlen Platzsturm, wie es das im Loki wenn überhaupt nur selten zu erleben gab. Genial! Da war die Endspiel-Vorfreude natürlich riesengroß. Unser mittels Flyer kundgetaner Aufruf zu „1000+X“ tat sein Übriges – das Karten-Kontingent im Nu ausgeschöpft. Völlig zurecht!

Es konnte also losgehen. Etwa 300 Rot-Weiße, darunter der Großteil unserer Gruppe, nahmen den kurzen Weg mit dem Zug auf sich, der Rest favorisierte wie gewohnt das eigene Vehikel oder die organisierte Busfahrt. Am Stadion angelangt konnte noch nicht einmal das organisatorische Chaos den heutigen Tag so wirklich trüben. Im Schatten des Olympiastadions konnte das Spektakel im Stadion auf dem Wurfplatz beginnen. Oder doch noch nicht. Erst einmal gab es vorab die Nationalhymne zu hören – welch seltenes Gefühl beim Spiel der eigenen Mannschaft. Kurz darauf gehörig Rauch bei den unmittelbar benachbarten Herthanern. Wir hingegen erhofften uns nun ordentlich Dampf auf dem Platz.

Dort schlugen sich unsere Jungs auch wirklich wacker, Engagement und höchste Konzentration waren nicht von der Hand zu weisen. Ehrlich zugestehen musste man indes dennoch, dass die Berliner das etwas bessere Team waren und schließlich in Hälfte 2 auch in Führung gingen. Das sollte uns jedoch keinesfalls daran hindern, unsere Junioren weiter nach vorne zu peitschen, wenngleich die ganz große euphorische Halbfinal-Stimmung heute leider nicht überboten werden konnte.

Was wäre wohl gewesen, wenn eine der beiden guten Chancen, die sich unsere Rot-Weißen nach dem Rückstand erspielten, gesessen hätte? Was wäre gewesen, wenn die Jungs mit dem Ausgleich im Rücken doch noch das ganz große Ding gedreht hätten. Mit dem Puls bis zum Anschlag hätten wir die Truppe bis zum Ziel gehievt, frenetisch supportet bis auch der Letzte nicht mehr gekonnt hätte. Der Block wäre wohl außer Rand und Band gewesen. Was wäre gewesen…abgehakt! Was war gewesen? Es blieb beim 1:0 für die Hertha, deren Fans sich in den Schlussminuten vermehrt darauf verlegten, gegen uns zu pöbeln anstatt ihr Team hochjubeln zu lassen. Etwas (fast schon verhaltenen) Applaus gab es dann doch noch, als ihr Team den Pokal präsentierte… Und wir? Wir ließen unser Team hochleben, bekundeten unseren Stolz auf diese geile Truppe. Heute sollte es nicht sein. Aber hey – schon allein mit der Teilnahme am Finale habt ihr ein ganz großes Stück Energie-Geschichte geschrieben!

Jeden von Euch würden wir gerne bald bei den Profis begrüßen. Unabhängig davon sollte Euch der Tag auf ewig in Erinnerung bleiben. Für denjenigen, den es irgendwann vielleicht doch für eine große Karriere in fremde Gefilde verschlägt, als vielleicht den richtungsweisenden Tag. In unserem Trikot! Erinnert Euch an die Wurzeln  Eures sportlichen Aufstiegs. An dieser Stelle mal ein herzlicher Dank an Nils Petersen, der offenbar eben dies tat und sich den heutigen Kick nicht nehmen ließ. In der heutigen Zeit kann man dies nicht genug wertschätzen. Daumen ganz weit nach oben! Und denjenigen, die es möglicherweise nie bis ganz nach oben schaffen, sollte der 30.05.2015 erst recht nie in Vergessenheit geraten – zigtausende Fußballer werden Euch für ein solches Erlebnis beneiden!

Dann schließen wir diesen in den letzten Zeilen fast schon zur Ode gewordenen Bericht noch mit einem netten Hinweis an alle Energie-Fans. Cottbuser Nachwuchs-Fußball lohnt sich anzuschauen, nicht nur im Finale. Nächstes Jahr wieder Bundesliga für unsere A-Jugend. Und wer weiß, vielleicht gelingt uns ja auch im Pokal noch einmal der ganz große Wurf. Lasst Euch einfach mal öfter im Loki blicken. Die Jungs haben es sich verdient!

 

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