Wieder einmal war es soweit, das alljährliche Spiel in Dresden stand auf dem Programm. Hatte man sich in den Vorjahren stets und ständig etwas ausgerechnet und war zuversichtlich, endlich mal dran zu sein, beim schmarotzenden sächsischen Hauptstadt-Verein die Punkte zu entführen, waren die Vorzeichen diesmal gänzlich andere. Zu unterschiedlich waren die Vorzeichen, sodass die Zuversicht bei den allermeisten Energie-Anhängern nun wahrlich nicht die größte war. Auf der einen Seite die SGD, mit der starken Ausbeute von 32 Punkten aus 12 Spielen in die Saison gestartet und dabei noch gänzlich niederlagenfrei geblieben – auf der anderen Seite die eigene Truppe, mittlerweile bereits seit 10 Spielen auf einen Dreier wartend. Puh…machen wir das Beste draus!

So wurde aufgrund der denkbar ungünstigen Verbindungs-Taktung bereits um kurz nach 9 Uhr das Stahlross geentert und 2 Stunden später in Dresden aufgeschlagen. Nachdem es am Bahnhof diesmal etwas turbulenter zur Sache ging, setzen sich die Shuttle-Busse dann doch sehr bald in Bewegung. Mit unserer frühen Ankunftszeit rechnend, hatte man am Ort des Geschehens den Einlass-Beginn um eine halbe Stunde vorgezogen. Während die Materialien-Kontrolle komplett reibungslos vonstatten ging, ist die Handhabe hinsichtlich der Gepäckaufbewahrung schon eher kritikwürdig. Gepäckabgabe möglich, jedoch ohne der darin enthaltenen Getränke. Einleuchtende Begründung Fehlanzeige! Da hast du dann als Fan die Wahl zwischen der Vernichtung kostbarer Lebensmittel oder einer gepflegten Druckbetankung, zwischen überteuerter Stadiongastronomie oder acht Stunden lang auf dem Trockenen zu sitzen. Starker Tobak! Nun galt es noch, über 2 Stunden auszuharren, bis der Tanz auf dem Rasen dann endlich beginnen konnte.

Und wie er begann…mit geänderter Startaufstellung und wieder einmal 180-Grad-Wandlung in Sachen Wille, Engagement und Leidenschaft erlebten wir eine im Vergleich zum letzten Heimspiel wie ausgewechselte Energie-Mannschaft. Da wurde der bis dato ungeschlagene Spitzenreiter phasenweise dominiert, auch das Chancen-Übergewicht lag auf unserer Seite. Genial, es kommt wohl tatsächlich oft anders als man denkt! Dumm nur, dass keine der guten Möglichkeiten zum Torerfolg genutzt werden konnte. Hoffentlich würde sich das später nicht noch rächen. Die Stimmung jedenfalls auf unserer Seite anfangs noch ganz ordentlich, mit zunehmendem Spielverlauf in Hälfte 1 dann aber doch zu stark nachlassend. Da muss, gerade bei der lobenswerten Leistung der eigenen Mannen, in Zukunft einfach mehr gehen! Warmen Applaus und großen Zuspruch gab es mit dem Halbzeitpfiff natürlich trotzdem. Noch einmal so eine Hälfte und hier würde tatsächlich etwas gehen. Da war sie wieder, die große Hoffnung!

Rein in Hälfte 2 und das Drehbuch eines genialen Fußball-Nachmittags um 8 Minuten vorgespult, bekam diese Hoffnung in Form von völlig am Rad drehenden, euphorisierten Cottbusern dann über 1000 Gesichter. Was war passiert? Kapitän Möhrle bringt einen Freistoß in den Strafraum, eine Kopfball-Stafette von Kauko und Breitkreuz bringt das runde Leder in die Gefahrenzone des Strafraums. Dresdens Verteidiger spürt den Atem unseres neuen Goalgetters Sukuta-Pasu im Nacken und weiß sich nicht wirklich gut zu helfen. Und dann steht da ausgerechnet Marco Holz goldrichtig, lässt sich heute mal kein zweites Mal bitten, sondern versenkt das Runde einfach mal eiskalt im Kasten des ungeliebten Gegners. Was für ein Moment. Gänsehaut! Klar, dass sich dies dann auch als stimmungsförderlich erwies. Da wurde dann endlich eine Schippe draufgelegt und zumindest in den unteren Reihen das Beste gegeben.

Dass man dann, jetzt erst recht mit Haut und Haar dem möglichen Derbysieg verschrieben und bis in die letzte Pore motiviert, bei des Gegners Eckball direkt vor dem eigenen Block Gefahr läuft, die Fassung zu verlieren, ist ja ganz klar. Aber Leute, probiert Euch doch mal trotz allem zu kontrollieren. Ein Feuerzeug oder sonstige Gegenstände haben Richtung Spielfeld einfach mal gar nichts verloren! Das schadet schließlich nicht nur der ohnehin schon klammen Vereinskasse, nein es bringt uns alle wenn es dumm läuft um den verdienten Erfolg. Man stelle sich vor, wir verlieren so eine Partie wegen dieser Unüberlegtheit am grünen Tisch…so etwas können wir uns mal so gar nicht leisten, so etwas darf nicht passieren! Bitte denkt drüber nach!

Unsere Rot-Weißen gaben auf dem Feld weiterhin ihr Bestes, wenngleich die Heimelf hinten raus mit dem Mute der Verzweiflung doch noch einmal etwas energischer auf unser Tor zulief. Doch schlussendlich konnte noch nicht einmal die Hilfe des etwas überforderten Schiedsrichters genutzt werden, sodass es nach dem Schlusspfiff kein Halten mehr gab. Es ist schon ein unbeschreibliches Gefühl, wenn die Derby-Helden unmittelbar nach Spielende auf den Block zugesprintet kommen, um gemeinsam den ersten Sieg im vermaledeiten Tal seit 10 Jahren zu feiern. Sieg!!! Dann noch diese leeren Gesichter rings um den Gästeblock herum, herrlich! Da hatte sich gehörig Wut angestaut, aber diese Niederlage macht auch keine entglaste Shuttlebus-Scheibe, keine Richtung Zug geschleuderten  Steine und keine Leuchtspur ungeschehen. Mach´s gut Dynamo – gegen Cottbus kann man mal verlier´n!

Nun genießen wir den Moment noch eine Weile und konzentrieren uns aber gleichzeitig auf die nächste wichtige Aufgabe. Liebe Cottbuser Derbysieger – am Samstag alle auf ins Stadion der Freundschaft! Lasst uns den Schwung nutzen und gleich mal gegen Preußen Münster nachlegen. Mit dem Selbstbewusstsein des völlig verdienten Auswärtssieges ist es an der Zeit, nun auch endlich den Heimfluch zu besiegen. Immer vorwärts Energie!

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