Nach über 4 Monaten des Verharrens in fußballfreier Zeit erachten wir es mal wieder für angebracht, uns zu Wort zu melden.

Eine schwierige Zeit liegt hinter uns. Lassen wir diese zunächst Revue passieren.

Als uns am 12.3. die erste coronabedingte Spielabsage ereilte, hatte man noch die leise Hoffnung, dass sich die Situation nach wenigen Wochen entspannen würde. Sehr schnell sollte sich diese jedoch zerschlagen und es war klar, dass eine Fortsetzung der Saison verantwortungslos und unangebracht wäre. Vielerorts wurden nun verschiedenste Modelle erörtert, wie die abgebrochene Saison am besten zu werten wäre. Schlussendlich kamen Regional- und Landesverbände unabhängig voneinander fast alle auf das gleiche Ergebnis: Angefangen bei den Regionalligen bis hinunter zu den Kreisligen wurde die Quotientenregelung zur Anwendung gebracht und es sollte keine Absteiger geben. Eine angesichts der einheitlichen Vorgehensweise akzeptable Lösung, für einige unter den gegebenen Umständen sogar der fairste Weg. Andere hätten die Wertung der Hinrunde als gerechter empfunden. Da gibt es für beide Seiten Für und Wider. Diese mittels einer Befragung der Vereine auszuloten, welche bei Zustimmung zur Quotientenregelung die Zusage des Nichtabstiegs erhielten, erscheint uns jedoch als äußerst fragwürdig. Wer entscheidet da schon zu seinen eigenen Ungunsten? Was bleibt ist die Feststellung, dass ein solcher Saisonabbruch natürlich immer unzufriedenstellend bleiben wird. Das “Was wäre gewesen, wenn…” wird für immer unaufgelöst bleiben.

Positiv ist dennoch, dass man sich am Gebaren von DFB und DFL kein schlechtes Beispiel genommen hat. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs der ersten beiden Ligen zu Hochzeiten des Infektionsgeschehens sowie das Durchpeitschen der 3. Liga-Rückrunde im ununterbrochenen 3-Tages-Rhythmus ist und bleibt ein Armutszeugnis. Nahtlos daran an schließt sich die jüngst ausgetragene Regionalliga-Relegation. Nach monatelang allenfalls sporadisch erlaubtem Training wurden hier zwei Mannschaften ins Rennen geschickt, die gerade einmal eine Woche lang Zeit hatten sich vernünftig auf die für ihren Verein wegweisenden Spiele vorzubereiten. Meister müssen aufsteigen! Das fordern wir nicht ohne Grund schon jahrelang. In der aktuellen Situation wäre eine Ausnahme-Regelung angebrachter denn je gewesen. Schäm dich DFB!

Dieser kurze Rückblick erschien uns wichtig, um gewissenhaft nach vorne zu schauen. Nachdem wir in das diesjährige Saisonabbruchs-Dilemma gänzlich unvorbereitet hineingeschlittert sind, sieht die Situation vor Beginn der neuen Saison 2020/21 schon ganz anders aus. Nach wie vor warnen viele Wissenschaftler und Experten vor einer möglichen zweiten Infektionswelle im Herbst oder Winter. Eine erneute Stilllegung des Spielbetriebs kann somit nicht ausgeschlossen werden. Um dieses Mal nicht sehenden Auges in die unschöne Situation einer abermals unvollendeten Saison hineinzugeraten, sollte diese Eventualität von Anfang an mit berücksichtigt werden. Die Regionalliga-Staffel Nord geht hierbei mit gutem Beispiel voran. Auch wir befürworten eine Teilung unserer Liga in zwei Staffeln, welche anschließend in Meister- und Abstiegs-Runde zusammengeführt werden. Angesichts der Tatsache, dass in der kommenden Saison 20 statt 18 Mannschaften am Spielbetrieb der Regionalliga Nordost teilnehmen werden (welcher nicht nur später beginnen, sondern erfahrungsgemäß erneut vielen witterungsbedingten Spielabsagen ausgesetzt sein wird) und um einer erneuten Spielpause bereits im Vorfeld zu begegnen, erscheint uns dieser Modus fast schon als unausweichlich. Sollte man sich wider jeder Vernunft dennoch für die Austragung einer regulären Saison mit 38 Spieltagen entscheiden, wäre ein im Vorfeld festgelegtes Verfahren bei erneutem Saisonabbruch angebracht.

Auch der aktuell bereits für Mitte August angedachte Saisonauftakt sollte sorgfältig überdacht werden. Nicht nur die Tatsache, dass der NOFV hiermit in die Offensiv ging, als noch in manchem Bundesland Kontaktsportverbot herrschte, verwundert uns sehr. Auch der Umstand, dass die zwei 3. Liga-Absteiger Carl Zeiss Jena und Chemnitzer FC sowie Relegations-Teilnehmer Lok Leipzig bereits wenige Tage nach Saisonende ihr Training wieder aufnehmen müssten, um eine ordentliche Saisonvorbereitung bestreiten zu können, sollte bedacht werden. Darüber hinaus sind wesentliche Fragen weiterhin ungeklärt: Ein Saisonauftakt unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist in der Regionalliga weiterhin kaum vorstellbar. In welchem Umfang können also Zuschauer wieder zugelassen werden? Wie sieht es mit Gästefans aus? Wie soll die nach wie vor gebotene Einhaltung der Abstandsregelung gewährleistet werden – insbesondere in Stadien ohne Sitzplätze? Sollte die bis Ende Oktober gültige Beschränkung auf 1.000 Zuschauer nicht darüber hinaus auch immer im angemessenen Verhältnis zur Größe des Stadions stehen, damit diese Vorschrift überhaupt Sinn ergibt? Ohne die dringende Beantwortung dieser Fragen wird kein Verein eine Saison vernünftig planen können.

So wie die Saison 2019/20 mit viel Bedacht (wenngleich mit einigen Kommunikationsdefiziten) beendet worden ist, so sollte die neue Saison nun nicht überstürzt begonnen werden. Gewissenhaftigkeit ist und bleibt das oberste Gebot – im Sinne des Sports, im Sinne der Spieler und im Sinne der gesellschaftlichen Verantwortung!